Wahrscheinlich geht es vielen von Euch genau so wie uns…. vom Harz hat natürlich jeder schon mal gehört… aber ich wußte bis vor Kurzem ehrlich gesagt nicht mal wo er eigentlich genau liegt. Der Harz liegt mitten in Deutschland, rechts oberhalb von Kassel und rechts unterhalb von Hannover und gehört zu drei Bundesländern… Thüringen, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen. Jedenfalls ist der Harz wunderschön und es gibt so viele zu entdecken, dass sich ein Urlaub dort mehr wie lohnt. Wir haben etwas mehr als 2 Wochen dort verbracht und haben dabei nur einen kleinen Teil davon abgefahren und erkundet.
Herzberg und Umgebung
Unser erster Halt war in Scharzfeld bei Herzburg an dem ziemlich neuen Wohnmobilstellplatz am Südharz. Er verfügt über Strom, Wasser und Entsorgung, es gibt Duschen und WC’s und alles ist tip-top sauber. Die Betreiber sind super nett und geben einem jede Menge Infos für die Umgebung. Eine der Infos war u.a. der Harzer Hof in Schwarzburg, wo wir sehr lecker essen waren und wunderschön im Garten hinter dem Restaurant gesessen sind. Sehr empfehlenswert.
Unser erster Ausflug mit den Fahrrädern ging nach Rhumspringe an die Rhumequelle. Ein wunderschöner und etwas magischer Ort. Hier sammelt sich das Grundwasser vom Gebirge und von den Flüssen Oder und Sieber. Die Quelle bringt unglaubliche 6000 – 7000 l pro Sekunde hervor… damit könnte fast jeder Deutsche mit Trinkwasser versorgt werden. Und das Wasser hat das ganze Jahr die gleiche Temperatur von 8 Grad. Das Wasser schimmert blau-türkis und beim Laufen um die Quelle sieht es immer wieder anders aus.
Von der Rhumequelle haben wir uns auf den Weg nach Herzberg gemacht und sind dabei durch den kleinen Ort Hörden gekommen. Dort hat uns ein beim Vorbeifahren ein Café förmlich eingeladen… der Eulenhof. Wunderschön gelegen mit Sitzplätzen vor dem Eingang und hinten im Garten, wo man viel zu sehen bekommt. Es gibt leckere Kuchen und Torten und ganz besonders empfehlenswert sind die frisch gebackenen Waffeln mit Vanilleeis, Kirschen und Sahne.
Wir haben dann Herzberg am Rande liegen lassen und sind weiter nach Scharzfeld gefahren. Der Radweg geht hier teilweise über einen ehemaligen Bahndamm. Auf dem Weg haben wir uns in Scharzfeld die Steinkirche angeschaut. Es handelt sich dabei um eine riesige Höhle, die in der Steinzeit wohl Lagerplatz von Rentierjägern war und im Mittelalter als Kirche und Friedhof genutzt wurde. Im Inneren erkennt man noch die Kanzel auf der rechten Seite und das Weihwasserbecken links an der Wand.
Kloster Walkenried
Das Zisterziensienkloster Walkenried gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe und ist wirklich sehr beeindruckend. Von der Kirche sind noch Teile der Außenmauern erhalten. Das Kloster mit dem Kreuzgang ist noch in sehr gutem Zustand und kann besichtigt werden. Außerdem gibt es ein sehr sehenswertes Museum im Inneren des Klosters. Am Eingang kann man einen AudioGuide mit Kopfhörern für 2 Euro leihen und wird so durch das Kloster geführt und bekommt sehr viele interessante und spannende Geschichten von den Mönchen und dem Kloster zu hören.
Thale
In Thale sind wir für ein paar Tage am Kloster-Campingplatz, der am Rand von Thale direkt neben dem ältesten Kloster Ostdeutschlands, dem Kloster Wendhusen, liegt. Der Platz ist sehr schön gelegen, mit vielen Bäumen und sehr ruhig… bis auf die Frösche, die hier im Teich auf dem Platz immer wieder ein Quakkonzert geben. Die Sanitärräume sind tiptop und alles ist wirklich schön angelegt. Ein Platz, an dem man sich schnell wohlfühlt.
In und um Thale gibt es ganz viel zu entdecken: Die Seilbahnen und Sessellifte in Thale, mit denen man zur Rosstrappe und zum Hexentanzplatz hochfahren kann, um eine tolle Aussicht auf das Umland zu haben. Dort kann man mit der Sommerrodelbahn Harzbob durch den Wald fahren. Bei Hexentanzplatz gibt es außerdem einen Tierpark mit Wölfen, Bären und vielen anderen Tierarten. Nicht weit von Thale beginnt der Wilde Westen. Pullman City ist Deutschlands größte Westernstadt mit jeder Menge täglich stattfindenden Shows. Ein Muss für alle, die auf Western stehen. Außerdem findet man nicht weit von Thale die Rübeländer Tropfsteinhöhlen, den Erlebnisbocksberg Hahnenklee, die ehemalige Grube Rammelsberg, die heute zum Weltkulturerbe gehört und bei der man mit einer Grubenbahn unter Tage fahren kann, die weltgrößte Rosensammlung im Europa-Rosarium in Sangershausen, den Wipperia Funpark in Wippra und die Burg Falkenstein in Falkenstein. In Wernigerode gibt es einen Miniaturenpark im Bürgerpark mit vielen Spielplätzen, Minigolf, Tiergehegen und 60 Themengärten.
Ganz in der Nähe von Thale liegt ein Teil der Teufelsmauer, eine Felsformation, die sich über 20 km durch den Harz zieht und drei markante Stellen hat. Eine davon liegt zwischen Warnstedt und Weddersleben in einem der ältesten Naturschutzgebiete Deutschlands. Durch die ungewöhnlichen Gesteinsformen entlang der Teufelsmauer haben sich im Laufe der Jahrhunderte viele Sagen gebildet. Für Wanderer gibt es einen 35 km langen Weg von Ballenstedt bis Blankenburg, der an allen Felsen vorbeiführt. Man hat einen tollen Blick auf das Umland und sieht von hier aus sogar die 1855 erbaute Turmholländermühle in Warnstedt, die auch Teufelsmühle genannt wird. Sie verfiel nach ihrer Stilllegung über viele Jahrzehnte und wurde ab 1991 wieder aufgebaut.
Mit dem Fahrrad sind wir auf dem Weg nach Quedlingburg hier eher zufällig vorbeigekommen. Mit den Radwegen muss in dieser Gegend etwas vorsichtig sein, weil ein großer Teil über gepflasterte Wege geht, was mit dem Rad sehr mühsam ist.
Quedlinburg
Die Altstadt von Quedlinburg ist mit ihren 1200 Fachwerkhäusern aus sechs Jahrhunderten unbedingt einen Besuch wert. Seit 1994 gehört die Altstadt mit dem Schlossberg und der Stiftskirche zum UNESCO Welterbe.
Klusfelsen, Teufelskanzel und Fünffingerfelsen bei Halberstadt
Der Klusfelsen, die Teufelskanzel und der Fünffingerfelsen sind seit 1934 als Naturdenkmale geschützt und ein echter Geheimtipp. Wir waren dort 2 Stunden zu Fuß unterwegs und haben keine Menschenseele getroffen. Man parkt am besten am Parkplatz bei den Klusfelsen, den man gut übers Navi findet. Von dort geht es Richtung Wald gleich den ersten Weg links ab.
In den Sandsteinfelsen des Klusberges wurden vor Jahrhunderten künstliche Hohlräume geschaffen, um diese als Wohnraum und Kultstätten zu nutzen. Hier lebten die sogenannten Klausner, streng religiöse Menschen fernab von jeglicher Zivilisation. Leider sind nicht mehr alle Höhlen am Klusfelsen begehbar und teilweise mit Stahlgittern versperrt. Man kann jedoch von aussen in alle Höhlen einsehen. Vom Klusfelsen aus hat man auch einen tollen Blick auf den Fünffingerfelsen und die Teufelskanzel.
Teufelskanzel
Fünffingerfelsen
Höhlenwohnungen in Langenstein
In Langenstein gab es tatsächlich noch Menschen, die bis 1910 in Felsenwohnungen gelebt haben. Auf dem Gut Langenstein fanden einige Familien Arbeit, hatten jedoch keinen Wohnraum und auch kein Geld, um sich ein Haus zu bauen. Daher wurden 10 Wohnungen in den weichen Sandstein geschlagen, die aus Schlafzimmer, Küche, Wohnraum und Speisekammer bestanden. Die Familien lebten dort um die 40 Jahre, bis sie sich ein Häuschen bauen oder eine Wohnung mieten konnten. Danach wurden die Felswohnungen als Vorratskeller oder Tierstall genutzt und erst in den 90er Jahren von einem Verein wieder begehbar gemacht und hergerichtet.
Titan RT Hängebrücke an der Rappbodetalsperre
Die 2017 fertiggestellte Titan RT Hängebrücke spannt sich mit 458,5 Meter über die Rappbodetalsperre. Mit ein wenig Mut kann hier jeder die Brücke bis zu anderen Seite überqueren. Sie wackelt besonders am Anfang und Ende etwas mehr, was aber immer weniger wird, je weiter man geht. Von der Brückenmitte hat man eine tolle Aussicht auf die Staumauer und den See und natürlich auch auf die ganze Landschaft drumrum.
In der Mitte der Brücke gibt es den „Giga-Swing“, einen Pendelsprung für ganz Mutige, die sich in die Tiefe stürzen möchten. Außerdem gibt es die Megazipline, eine Seilrutsche mit der man aus Vogelperspektive 120 Meter über das Wasser fliegt. Wenn das noch nicht reicht, kann man noch Wallrunning auf der Staumauer Wendefurth machen und sich Kopfüber in die Tiefe abseilen lassen oder den Aussichtsturm besuchen, von dem man einen tollen Blick auf die Umgebung hat.
Bad Harzburg – Seilbahn, Baumschwebebahn und Baumwipfelpfad
Unser vierter und letzter Campingplatz im Harz lag am Rand von Bad Harzburg. Von dort waren es mit dem Rad 20 Minuten bis zur Seilbahn, die uns auf den fast 500 m hohen Burgberg gebracht hat. Dort kann man sich die Ruine der Harzburg und die Canossasäule, die 1877 zu Ehren des Reichskanzlers Otto von Bismarck erbaut wurde, anschauen. Von hier hat man einen gigantischen Blick auf das Umland.
Auf dem Burgberg findet man auch die Baumschwebebahn, mit der man ins Tal fahren bzw. schweben kann. Auch ich habe mich getraut… man schwebt in einem Gurt hängend 6 Minuten und 1 km lang mit 12-15 Stundenkilometer in einer Höhe von 4-5 Meter durch die Bäume des Burgbergs. Ein tolles Erlebnis. Ich habe von Beginn bis zum Ende ein Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht bekommen. Es hat total Spaß gemacht, war aufregend und vor allem etwas, was ich vor einigen Jahren noch nicht gemacht hätte. Ich bin mutiger geworden.
Mit der Baumschwebebahn kommt man direkt am Baumwipfelpfad an und kann dort die Natur aus einem ganz anderen Blickwinkel kennen lernen. Toll auch mit Kindern durch die vielen Stationen, bei denen Kinder (und auch Erwachsene) spielerisch viel über den Wald lernen.
Goslar
Die Altstadt mit ihren vielen besonderen Fachwerkhäusern ist seit 1992 Weltkulturerbe der UNESCO sollte man sich anschauen, wenn man hier in der Gegend ist. Ich konnte gar nicht genug bekommen von all den wunderschönen Bauten und allem Sehenswürdigkeiten in der Altstadt. Unbedingt einen Besuch wert ist der Kunsthandwerkermarkt im Grossen Heiligen Kreuz (ehemaliges mittelalterliches Hospital) und im Hof daneben. Ein tolles Ambiente und viele schöne selbst hergestellte Dinge.
Kunsthandwerkerhof neben dem Grossen Heiligen Kreuz
Das war unsere Reise durch den Harz, in dem es noch viel mehr zu entdecken gegeben hätte. Ein wirklich schönes Gebiet mitten in Deutschland. Was uns etwas erschreckt hat, waren die vielen abgestorbenen Bäume… die Wälder im Harz scheinen auch sehr vom Borkenkäfer befallen zu sein. Ansonsten war es eine tolle Zeit in einer schönen Gegend mit vielem zum Schauen und Staunen.